Die Therapie

Grundlage stellt das Behandlungskonzept der Biokinematik dar. Die Theorie der Biokinematik richtet sich nach physikalischen Gesetzen, aus welchen die dazugehörige Behandlungsmethode entwickelt wurde.

 

Ausgangspunkt war die Frage nach Ursache und Entstehung von Schmerz. Diese Frage konnte die medizinische Forschung bislang nicht vollständig klären. Es findet sich weiterhin nur die beschreibende Definition, erstellt von der „International Association for the Study of Pain ( IASP)“:

 

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, welches mit aktueller oder potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit den Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“

 

Das therapeutische Vorgehen beim Symptom Schmerz ist uneinheitlich. Der Schmerz wird in der Regel Strukturen (Gelenke, Nerven, Muskeln, Organe…) zugeordnet. Die Behandlung richtet sich ebenfalls nach Lokalisation und Struktur, kann medikamentös, mit krankengymnastischen Massnahmen, operativen Eingriffen und zur Unterstützung oder grundsätzlich auch von psychischer Seite angegangen werden. Damit kann man sehr wohl bis zu einem gewissen Mass helfen und Linderung oder auch Heilung verschaffen.

 

Immer wieder wird aber mit den üblichen diagnostischen Mitteln kein oder kein eindeutiger der aktuellen Lehrmeinung entsprechender Grund gefunden, der die Symptome verursacht, oder die bekannten therapeutischen Mittel aller Fachbereiche sind ausgeschöpft. Für den Patienten bedeutet dies oft eine Odyssee bei verschiedensten Fachärzten und Spezialisten mit noch unterschiedlicheren Meinungen und Ansätzen, reichlich Untersuchungen, viele Medikamente, möglicherweise Operationen. Bei weiter anhaltenden Beschwerden kommt eine massive Einschränkung der Lebensqualität hinzu. In der Folge wird die psychische Belastung nicht ausbleiben, denn Schmerz zermürbt, macht Angst und hilflos, wenn man keinen Ausweg sieht.

 

Die Biokinematik folgt einem komplett anderen, neuen, aber absolut logischen Denksystem mit einer einheitlichen Theorie bezüglich der Schmerzentstehung. Sie geht primär von Funktionsstörungen aus, erst in der Folge sind Gewebeschäden möglich. Funktionen kann man ändern, da sie sich aus aktiven Strukturen, wie z.B. der Muskulatur ergeben. Auch andere Gewebe im menschlichen Körper sind regenerierfähig, solange noch Zellen davon erhalten sind, um sich zu vermehren (z. B. Knorpel). Man muss allerdings die Bedingungen entsprechend  so ändern, dass die natürliche Situation sich wieder aufbauen kann.

 

Unser Körper ist perfekt konstruiert, somit gehört auch der Schmerz in dieses Konzept, das die Natur geschaffen hat. Es hat einen Sinn und einen Grund, wenn uns unser Körper Schmerz signalisiert.

 

Zunächst die Feststellung, dass Schmerz in Zusammenhang mit Bewegung und Bewusstsein steht. Weitere Grundlagen sind die Gesetzmässigkeiten des Körpers, sowie eine klar definierte Geometrie und Bewegungsmechanik, die dem Menschen ermöglichen, sich vielseitig zu bewegen und zu arbeiten. Beteiligt an Bewegungen sind vor allem Muskeln, Bänder, Knochen und Gelenke. Damit eine Bewegung stattfinden kann, muss zunächst eine Kraft vorhanden sein. Welche Bewegungsbahn und wie das Zusammenwirken verschiedener Bewegungen in einem System dann abläuft, wird mittels der Kinematik beschrieben. Sie ist ein Teil der Physik, der sich mit den Gesetzen der Bewegung innerhalb eines Systems beschäftigt, unabhängig von den die Bewegung verursachenden Kräften.

 

Wird die Bewegungsgeometrie des Körpers gestört, hat dies Einfluss auf den Bewegungsablauf. Die Funktion wird dadurch behindert, bestimmte Bewegungen können nicht mehr richtig oder nicht mehr komplett durchgeführt werden. Die Wahrnehmung dieser Störung erfolgt unter anderem als Schmerz. Der Körper arbeitet mit den Teilen, die er wahrnehmen kann, also jene die aktiv sein können, nur dort spürt er auch den Schmerz. Die Bereiche, die in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt sind, fallen aus der Wahrnehmung raus. Folglich ist der Ort, an dem es schmerzt, nicht der Ort, an dem sich die Störung befindet. Sie stehen funktionell in Zusammenhang, sind aber nicht identisch. Das ist für die Therapie wichtig zu wissen (siehe auch Rubrik Körperfunktionen und Schmerz).

 

Mit der Behandlung muss nun also die Funktion des gestörten Bereiches wiederhergestellt werden. Ist die Ursache korrigiert, normalisiert sich die Bewegungsbahn, der Schmerz verschwindet.

 

Die Untersuchung

In erster Linie wird diese vor allem durch die Beobachtung der Bewegungsabläufe und Bestimmung der Beweglichkeiten, sowie die körperliche Untersuchung am Patienten durchgeführt.  Der Zustand von Muskulatur und Gewebe wird durch das Ertasten von Veränderungen und Spannungen mittels der Hände festgestellt. So werden die funktionellen Zusammenhänge gefunden, die Ursachenkette und die notwendigen Therapieschritte festgelegt.

 

Apparative Untersuchungen können sinnvoll sein und liefern  zusätzliche Informationen, sagen allein jedoch gar nichts aus. Denn in allen Bereichen der Medizin sollte gelten, der Patient wird behandelt, nicht ein Röntgenbild oder Laborbefund.

 

Wie wird therapiert?

 

Es gibt einmal die Möglichkeit, lokal Störungen/Spannungen, direkt an Mechanorezeptoren anzugehen. Diese sind Messfühler, die sich entweder an Ansatz oder Ursprung jeden Muskels befinden und steuern die Mechanik (Spannung, Länge, etc.) des Muskels/ der einzelnen Muskelfasern. Durch eine spezifische manuelle Drucktechnik kann der Mechanorezeptor stimuliert werden, dadurch reguliert die Faser ihren Regelkreis neu, gibt Spannung nach und eine Beweglichkeitsänderung tritt ein. Alternativ kann auch ein chemischer Reiz eingesetzt werden mittels Injektion (Scandicain 1%) am jeweiligen Muskel, was am Rezeptor ebenfalls eine Umregulierung hervorruft.

 

Eine weitere und mit wichtigste Möglichkeit ist das Umtrainieren des Körpers, d.h. ein Beweglichkeitstraining. Das geht nur durch Eigenaktivität. Mit passiven Massnahmen wie „Ziehen“ am Muskel (Dehnen) ändert sich ein Muskel, bzw. seine Bewegungsbahn nicht, genau so wenig, wenn der Patient nur „an sich arbeiten lässt“ und selbst nichts selbst tut. Mit spezifischen Übungsmassnahmen wird einerseits die Umregulierung des Muskels stimuliert, durch die aktiven Impulse ein Längenwachstum eingeleitet und somit die Bewegungsmechanik korrigiert. Der Patient soll die Eigenwahrnehmung wieder lernen, dort wo sie eingeschränkt oder verloren gegangen ist. Denn nur wenn er sich, bzw. seinen Körper wahrnimmt und spürt, kann er ihn richtig benutzen.

 

Um das zu lernen und umzusetzen, braucht man die Hilfe des Therapeuten. Er führt durch die Übung, den Schmerz, leitet an und sollte den Patienten auch psychologisch führen können. Der Patient lernt hierbei Grundlagen der Muskelarbeit und Bewegungsmechanik. Die Zusammenhänge sollte er kennen, wenn er sich selber helfen will. Denn die Übungsmassnahmen sind die Schmerztherapie und sollten zu Hause fortgesetzt werden.